Die Generalstaatanwaltschaft Frankfurt am Main -Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität
(ZIT)- hat beim Landgericht Frankfurt am Main Anklage gegen vier Angeschuldigte
insbesondere wegen des Verdachts der bandenmäßigen Verbreitung kinder- und jugendpornographischer Inhalte, des Herstellens von Kinderpornographie sowie des zum Teil
schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern erhoben.

Den Angeschuldigten im Alter von 41 bis 65 Jahren wird unter anderem zur Last gelegt, die
kinderpornographische und nur über das sog. Darknet erreichbare Plattform „BoysTown“
betrieben bzw. sich am Betrieb der Seite beteiligt zu haben.

„BoysTown“ war international ausgerichtet, verfügte über Chatbereiche in verschiedenen
Sprachen und diente dem weltweiten Austausch von Abbildungen, die überwiegend den sexuellen
Missbrauch von Jungen dokumentierten. Die über 400.000 Mitglieder der Plattform
verfassten bis zu ihrer Abschaltung im April 2021 durch das Bundeskriminalamt und die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main insgesamt 1.040.213 Forenbeiträge. Unter den
ausgetauschten kinderpornographischen Bild- und Videodateien waren auch Aufnahmen
schwersten sexuellen Missbrauchs von Kindern.

Ein 49-Jähriger aus dem Landkreis Mühldorf am Inn und ein 59 Jahre alter, aus Norddeutschland
stammender Mann sollen „BoysTown“ im Sommer 2019 federführend aufgebaut
und der kinderpornographischen Szene zur Verfügung gestellt haben.

Der 49-jährige Angeschuldigte soll unter anderem für den Betrieb des Servers der Plattform
verantwortlich gewesen sein, aber auch als Moderator und Administrator in dem Forum der Seite fungiert haben. Zudem wird ihm vorgeworfen, von Dezember 2005 bis Dezember 2008
und von Ende Januar 2019 bis Anfang Januar 2021 in mindestens 17 Fällen zwei Kinder zum
Teil schwer sexuell missbraucht zu haben. Darüber hinaus wird ihm vorgeworfen, in einigen
Fällen von dem Missbrauchsgeschehen Bild- und Videoaufnahmen erstellt und diese über
einen Messengerdienst an seine Kontaktpersonen weitergegeben zu haben.

Der 59-jährige Angeschuldigte lebte zuletzt einige Jahre in Paraguay, wurde auf Antrag der
Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main von dort ausgeliefert und im Oktober 2021 am
Flughafen Frankfurt am Main festgenommen.

Einem 41-jährigen Angeschuldigten aus dem Landkreis Paderborn wird unter anderem vorgeworfen,
administrative sowie moderierende Tätigkeiten auf „BoysTown“ übernommen
und sich in dieser Funktion um die Kontrolle der von Mitgliedern veröffentlichten Beiträge
sowie um die Information der Mitglieder zu sicherheitsrelevanten Themen gekümmert zu
haben. Zudem wird ihm vorgeworfen, von November 2010 bis in das Jahr 2013 und von
Frühjahr 2017 bis Juli 2019 in 25 Fällen zwei Kinder zum Teil schwer sexuell missbraucht zu
haben.

Einem 65-Jährigen aus Hamburg wird vorgeworfen, sich im Juli 2019 als Mitglied auf der
Plattform „BoysTown“ registriert, als einer der aktivsten Nutzer über 3.600 Beiträge verfasst
und damit maßgeblich an der inhaltlichen Ausgestaltung sowie Aufrechterhaltung des Betriebes
des Forums mitgewirkt zu haben.

Die Angeschuldigten befinden sich aufgrund von Haftbefehlen des Amtsgerichts Frankfurt
am Main weiterhin in Untersuchungshaft.

Die Ermittlungen gegen weitere Mitglieder der kinderpornographischen Plattform dauern an.

Das Landgericht Frankfurt am Main muss nun über die Eröffnung des Hauptverfahrens entscheiden.

Quelle: Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main, Pressemitteilung vom 1. April 2022


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